Aladin beim Schweizer Kongress

Der Schweizer Zauberkongress 2017 hat begonnen.

In Baden bei Zürich treffen sich Zauberkünstler aus aller Welt für Gedankenaustausch, Wettbewerbe und Galaprogrammen. Mit dabei eine kleine Händlermesse für alte und neue Wunder.

Dass der Aladin mit einem eigenen Stand auf der Händlermesse dabei ist, versteht sich von selbst.

Und in der ersten halben Stunde haben wir bereits 6 Abos verkauft und viele unserer Abonnenten getroffen. Vor allem der Kontakt zu bestehenden Abonnenten und das Treffen „alter Freunde“ rechtfertigt die Teilnahme.

Offiziell begann Freitag um 14:00 der Zauberwettbewerb mit beeindruckender Besetzung:
Der junge Joel Sidler – noch etwas nervös – zeigte Zauberei mit einem gekennzeichneten Geldschein der in einer Spielkarte landete. Starke Zauberei der für den jungen Künstler noch einiges verspricht. Es ist gut wenn wir auch Jugendliche auf den Wettbewerben finden. Es gehört sehr viel Mut in so einem starken Teilnehmerfeld aufzutreten.
Der Italiener Riccardo Negroni manipulierte poetisch mit einer Rosenblüte, deren Blätter zu Münzen wurden und in Zeitlupe wanderten um sich dann wieder in Blüten zu verwandeln. Überzeugend und sehr magisch, wohl von tragischer Stimmung der Koreaner inspiriert.
Für ein ganzes Programm für mich zu monoton. Aber technisch sehr gut präsentiert.
Eine äußerst unterhaltsame stumme Routine zeigte Starman aus Italien. Er spielte sehr überzeugend ein pantomimisches Beziehungsdrama mit einem Foto seiner Frau und dem Ehering, der immer wieder zurück kommt. Man fühlt richtig die Verzweiflung es nicht zu schaffen sich von der Beziehung zu lösen. Wenn man selbst diese Stimmung fühlt, dann hat der Künstler etwas richtig gemacht. Sehr unterhaltsam und ausgezeichnet gespielt. Würde ich gerne nochmals sehen.

 

Unser Exportschlager Bill Cheung brillierte mit seinem bekannten FISM Act mit dem er Grand Prix Sieger Close-up bei Euro FISM 2016 wurde. Sicher und routiniert überzeugte er mit unmöglichen Kartenwanderungen und dem Kartensteiger. Man versteht, warum Bill international so erfolgreich ist. Als Fachmann kommt man aus dem Stauen nicht heraus.
Lorenz Schärs Kartenzauberkunst sollte man nicht auf die Waage legen. Diese doppelzüngige Aussage bezieht sich auf sein unterhaltsames Kartenprogramm, bei dem eine Briefwage, eine Kartenschachtel und deren Inhalt eine wichtige Rolle spielt. Sehr originell, locker präsentiert. Ein Könner am Werk der zeigt, dass bekannte Effekte auf ein völlig neues Niveau gehoben werden können, wenn man kreativ ist. Und auch dass Kartenzauberei sehr unterhaltsam präsentiert werden kann.

 

David Pricklings Münzmatrix ist seine persönliche Obsession. Er hat weiter an diesem Wunderwerk gearbeitet, hat die Bedingungen der Wanderungen noch unmöglicher gemacht. Auch wenn er bei den Musikeinspielungen Pech hatte, war er souverän und lies sich durch Fehler der Saaltechnik nicht aus der Ruhe bringen.
Marco Weissenberg zeigte ein Salonprogramm aus seinem abendfüllenden neuen Programm. Die Geschichte der Polaroid Fotografie wird an Hand eines Fotos gezeigt, dass sich im Laufe der Routine erst entwickeln wird. Sehr originell und sprachlich schön erzählt. Dazu starker magischer Effekt. Sehr schön. Wie man so eine Nummer allerdings mit z.B. David Prickling vergleichen möchte (es gibt ja keine Sparten) ist mir ein Rätsel. Wir werden ja sehen…

 

Und schon geht’s in die Pause bis zum Bühnenwettbewerb.

 

JAD manipuliert mit Karten, Brille und einem immer wieder erscheinendem Handy. Gute Ideen, für mich etwas unklar in der Geschichte. Man könnte daraus noch viel machen.
René Frotscher zeigt seine Comedy Nummer mit der er wohl auch um die Deutsche Meisterschaft antritt. Er ist in Hochform, hat einige neue aktuelle Gags mit eingebaut und bringt das müde Publikum zum lachen. Sein trockener britischer Humor ist urkomisch und überzeugt mich. Bei einer Publikumswertung wäre er wohl einer der Lieblinge dieses Wettbewerbs.
Tom Lauri hat sich dem Thema FIFA und Fußball verschrieben. Stimmig in Kostüm und Requisíten macht er sich  über die FISM und ihre diversen Probleme rund um Bestechung und Geld lustig.
Zum Schluss des 1. Teils des Bühnenwettbewerbs bringt Ron Bertolla die Zuschauer wieder zum Lachen. Seine Bühnenfigur ist wirklich sehr skurril, Man weiß nicht ob es ernst ist oder ob es gespielt ist. Mit einer kindlichen Freude präsentiert er seine Erfindung ein Schutzmittel für Handys.
Nach einer Pause kommt Blake Eduardo und mimt auf beeindruckende Weise Kariolen rings um einen Rubic Cube. Eine sehr originelle Nummer die in einem Zauberprogramm für einen besonderen Akzent sorgt. Würde ich sofort für eine Gala buchen, da es so „besonders“ ist und sich von purer Zauberei abhebt.
Aexandre Laigeneau wartet am Bahnhof auf einen Zug und zaubert dabei mit Ticket, Karten. Sehr überraschende und ausgezeichnete Manipulationen einmal ganz anders präsentiert. Interessante und täuschende Manipulationstechniken. Eine schön abgerundete Manipulationsnummer. Auch mimisch toll präsentiert.
Caytno Lledo ist mein Favorit. Eine Bühnefigur die mit Zigaretten und einem Metronom zaubert. Sehr originell und beeindruckend wie er immer wieder Unmengen von Zigaretten aus dem Nichts zaubert. Zuerst einzeln, dann in einer Unmenge dass bald der ganze Boden bedeckt ist. Mein Favorit, wenn es um Bühenzaubrerei geht. Würde ich sofort für eine Gala buchen!!

 

Nico Studer zeigt sehr elegant klassische Taubenzauberei. Schöne Bilder man fühlt sich zurückgesetzt in vergangene Zeiten. Sehr gute Lichttechnik die die Nummer perfekt unterstützt. Leider haben einige der anderen Künstler Probleme, da ihre Lichteinsätze und die Musik nicht immer gut eingespielt kommen.

 

Im Anschluss startet Hannah aus Japan in der Jugendklasse. Die junge Frau – die ja schon beim Kongress in Maribor 2016 den ersten Platz machte, überzeugte auch hier mit ihren tanzenden Stöcken und extremen Manipulationen. Sie punktet durch ihre unbeschwerte Jugend. Wenn man bei Gesprächen mit Kollegen die Bewunderung spürt, wie wohl die Fadenführung beim Tanz der beiden Spazierstöcke lief, zeigt es, dass es sich bei diesem Programm um eine Insider Nummer handelt. Toll, aber ich habe beeindruckendere Künstler an diesem Nachmittgag gesehen.

 

Und das war dann schon dieser sehr starke Wettbewerb, der den ersten Tag dominierte.
Ich kann aus mehreren Gründen ein sehr positives Fazit ziehen.
– Ausgezeichnete Künstler am Start mit denen man auch eine Gala bestreiten könnte. Hier profitierte der Veranstalter sicher auch davon, dass nächste Woche in Saarbrücken die deutschen Meisterschaften stattfinden und so Mancher hier noch einmal seine Nummer „warmspielen“ wollte.
– Trotz der unglaublich starken Besetzung des Kongress mit Weltstars sind hier doch nur wenige Besucher (ich schätze 150). Dies bedingt, dass es ein schöner kleiner und intimer Kongress ist, wo man – auch ohne Geiern um Plätze ausgezeichnete Sicht auf die Bühne hat. Es ist sehr gemütlich und persönlich alles. Ich habe noch nie so entspannt einen Wettbewerb gesehen.
– Der Veranstalter hat ohne Zweifel es nicht nur dem Zufall überlassen wer hier antritt. Ich vermute, dass aktiv gute Nummer motiviert wurden zu kommen. Besonders auch aus Frankreich bzw. Spanien. Man sah hier auch Programme, die nicht so bekannt waren.

Gerade dieser Wettbewerb zeigte, dass ein Wettbewerb für den Veranstalter eine sehr lukerative Sache ist. Ein er kann dadurch ein Spitzenprogramm präsentieren und die Künstler bezahlen selbst alle Spesen und dazu noch einen Kongressbeitrag!!

Erstaunlich …..
Mit dem Wertungssystem kann ich mich aber nicht so ganz anfreunden. Gut – als Österreicher – bin ich ja verwöhnt….   Bei so einem Wettbewerb hätte es bei uns unzählige Preise, Sonderpreise, Titel etc. gegeben.

Hier gab es genau zwei Wertungen:
Close-up und Bühne

Es wurde darauf verzichtet in Sparten zu werten. Man bewertet also Kraut und Rüben gegen einander. Aber kann man eine Comedynummer von René Frotscher mit Hannah vergleichen?  Ein Salonprogramm von Marco Weissenberg gegenüber Kartenkunst präsentiert von Bill Cheung?

So kommt es, dass hier auch sehr gute Programme ohne Preis nach Hause fahren.

Auf der anderen Seite wirkt eine Inflation an Preiskategorien bei 17 Künstlern auch seltsam. Das Ergebnis würde bei  2 Kategorien aber bei Publikumswertung ganz anders ausschauen und hätte vielleicht mehr Berechtigung.
Müssen wir immer vergleichen, messen und bewerten auf Zauberkongressen wenn wir Programme zeigen hinter der all unser Herzblut steckt?
Da zeigt sich für mich die Grenzen von Wettbewerben und der derzeitigen Bewertung. Wenn sie nicht für Veranstalter ein so günstiger Programmpunkt wären, wären er schon längst reformiert worden. Und zwar zu Gunsten der Künstler.

Aber das ist nicht das Problem des Schweizer Kongress, das ist ein allgemeiner Punkt der unser Wettbewerbssystem als Ganzes betrifft.
So ist die Siegerehrung am Schluss noch Formsache:
Auf der Bühne siegt Hannah, gefolgt von Caytano Lledo und Alexandre Laigneau. Close-up Bill Cheung  vor David Pricking und Lorenz Schär exäquo mit Starman.
Das Publikum scheint zufrieden. Es war ein großartiger Wettbewerb. Danke an alle Künstler die dies möglich gemacht haben.
Ein Grund, warum ich diesem Wettbewerb beobachtet habe, ist der internationale Wettbewerb der Zauberkunst 2018 in Österreich. Der MRA wird ihn  – mit einem völlig neuen Konzept – ausrichten.  Im nächsten Aladin könnt ihr darüber mehr lesen. Ort und Zeitpunkt werden nächste Woche fixiert und eines steht fest: Es wird sich einiges ändern, nicht zu Letzt hilft uns der Besuch von Wettbewerben im Ausland dazu zu lernen. Was ist gut, was weniger. Lasst euch im Aladin am 15. Juli überraschen. Ja es wird eine Überraschung – Wetten??

 

Das hätte ich ja fast vergessen: In der ausgezeichneten internationalen Jury saß auch ein Veranstalter bzw. eine Agentur und sorgte auch für den notwendigen Blick von außen.
Mein Fazit:
Es wird ein wunderbarer Kongress! Durch die Größe ist gewährleistet, dass es ein intimer und persönlicher Rahmen ist, ohne Hektik und Gedränge. Und dazu ein unglaubliches Line up von Künstlern. Sven Spacy und sein Team sind die größten Zauberkünstler so etwas auf die Beine zu stellen. Es ist ein Pflichttermin für Zauberkünstler. Das wohl beste Preis / Leistungsverhältnis das ich kenne!!!

 

 

 

 

 

1 Kommentar zu "Aladin beim Schweizer Kongress"

  1. Toll beschrieben und danke dir Hanno für diesen Überblick über den Wettbewerb. Und ja, ich und vielleicht auch andere sind gefragt worden, ob wir kommen wollen. Leider natürlich nicht als Engagement sondern als normal zahlender Kongressteilnehmer. Jetzt bin ich wirklich gespannt auf den nächsten Aladin.
    Liebe Grüße,
    David

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