Festival der Illusionen – wie man mit Licht zaubern kann

Der Abschluss des Zaubertreffens in Sindelfingen am 7. Jänner ist die große Gala die in der Stadthalle Sindelfingen drei mal gespielt wird. Dass dies vor ausverkauftem Haus stattfindet zeugt davon, wie tolle Aufbauarbeit über viele Jahre das Organisationsteam hier geleistet hat.
Erfolg ist niemals das Resultat einmaliger Initiativen sondern stets ein harter Weg von kontinuierlicher Arbeit.

Jürgen Peter und ich sind Glückspilze. Wir sitzen in der ersten Reihe mittig. Danke! Bessere Sitze gibt es nicht.
Neben mir ein jüngerer dynamischer sympathischer Herr der mich gleich in ein Gespräch verwickelt. Kein Zauberer, aber sehr interessiert. Als ich ihm vorschwärme dass das Haus hier perfekt für Zaubershows ist und die Technik und vor allem die Lichttechnik großartig ist leuchten seine Augen stolz auf. „Na das wird wohl der Hausmeister (Facility Manager) sein denke ich mir und die Show beginnt.

Durch die Gala führt mit schwäbischen Humor Heinrich del Core eine ganz besondere Maultasche. Er benutzt Umbaupausen für Ausschnitte aus seinen Comedy Programmen. Innerhalb weniger Minuten hat er das Publikum in der Tasche. Zuerst habe ich Sorge ob es zu textlästig ist, aber er unterhält hervorragend das Publikum und wer möchte schon 2 Stunden permanent „durchstaunen“?
Es ist eine bombastische Show die das Publikum sehr gut unterhält. Damit ist eigentlich alles gesagt.
Für uns „Fachleute“ oder die wir uns dafür halten noch ein paar persönliche Eindrücke.
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Einer der besten Illusionisten des Abends sieht man nie auf der Bühne. Es ist der Verantwortliche für das Lichtdesign Steve Sonntag, der es versteht unglaubliche Bilder auf die Bühne zu zaubern und so auch intimere Nummer auf der großen Bühne zu inszenieren. Bei Licht wurde echt geklotzt. Dass da ein Profi am Lichtpult sitzt war offensichtlich. Da mussten sich einige Künstler anstrengen dem gerecht zu werden.


Simon Thomas
zeigte seine bekannte Mentalnummer und eine Version von „Silent Treatment“ bei dem der Zauberkünstler eine gezogene Karten schon die ganze Zeit im Mund gefaltet hatte.

Simon Thomas spielt eine skurrile Persönlichkeit perfekt, ist immer in seiner Rolle und überzeugt in jeder Phase des Programms. Ich habe ihn schon öfters gesehen, an diesem Abend war er in Hochform.
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Wolfgang Moser
präsentierte „seinen“ Teekessel sehr überzeugend. Diese stille Nummer, die im Zaubersalon begeistert, war auch im riesigen Saal sehr überzeugend.

Hier zeigte sich auch, dass beim Licht weniger oft mehr ist. Und das zeichnet die Lichtregie auch hier aus. In der Pause hörte man viele Zuschauer gerade über diese Nummer sprechen.

Nach der Pause sah man Wolfgang dann noch mit dem nicht enden wollenden Zuckerschwall aus seiner Hand, perfekt wie man es von ihm gewohnt wird, aber als selbstironisches Zwiegespräch inszeniert.
Wunderbar!

Igor Trifunov zeigte eine flotte Nummer mit Flüssigkeiten und Flaschen.  Eine Zaubernummer wie man sie auch in den 70 Jahren sehen konnte. Sie wurde aber sehr schwungvoll technisch perfekt und mitreißend präsentiert. Die Musik passte, man wurde mitgerissen. Gerade die „Andersartigkeit“ der unterschiedlichen Künstler machte die Stärke dieses Abend aus.

Auf eine große Bühne gehört eine Illusion, oder zwei, oder wie in diesem Fall mehrere Illusionen + Quickchange dazu.
Mark und Alex präsentierten ein wahres Feuerwerk an schwungvollen Illusionen, die kaum Zeit zum Enträtseln boten, sondern einfach überzeugten. Keine unnötigen Längen sondern Tempo, Tempo, Tempo.
Dass gerade die Person, die die größte Arbeit hatte, aber im Titel der Show und Künstler gar nicht vorkam, ist wohl das Schicksal aller Assistentinnen bei Großillusionen.


Ein Künstlerpaar habe ich mir aufgehoben. Kenris Murat aus Frankreich präsentierte mit seiner charmanten – auch ungenannten – Partnerin eine im Tangorythmus getanzte Manipulationsnummer.
Schöne Musik, außergewöhnliche Partnermanipulationen, tolle Ideen.
Als zweite Nummer zeigten die beiden Künstler eine stimmungsvolle und kreative Illusion um Papier. Auch hier gab es ausgefallene Ideen und kreative Umsetzungen, die man so noch kaum gesehen hat.

Leider litten beide Nummer unter einer schlechten Technik bei vielen Effekten, unsauberen Manipulationen und oft sichtbaren Zügen und Fäden. Kerns Murat – der am Nachmittag noch ein Seminar über gewisse Techniken zeigte – setzte sein Seminar am Abend so leider fort. Und das zerstört die schönste Illusion, das schönste Konzept. Es tat weh, denn am Schluss sprach man (auch Laien) darüber was sie alles gesehen haben, was sie nicht sehen sollten.
In diesem Moment wäre ich lieber ganz weit hinten gesessen…

Das bringt mich zum Abschluss wieder zu meinem netten Sitznachbar dem Hausmeister. Er war begeistert, ein echter Zauberfreund. Allerdings entpuppte er sich als Bürgermeister von Sindelfingen. Ein Blick ins Programmheft in der Pause verdanke ich diese Erleuchtung. Ich verstand plötzlich warum er so stolz auf die Veranstaltung, die Technik des Hauses und seine Mitarbeiter. Und wenn ich es mir genauer überlege, ein Hausmeister sitzt ja selten in der ersten Reihe …..

Danke an die Stuttgarter für eine weitere tolle Galashow. Ich komme wieder.

Hanno

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