Der 52 Freunde Kongress von Jan Logemann in Hamburg ist vorbei. Es mutet zuerst etwas seltsam an, wenn in der Zeit nach Corona Kongresse nach wie vor ein digitales Angebot sind. In diesem Fall war es aber auch möglich vor Ort zu sein.
Gefühlt waren der Besuch inkl Onlinezugänge nicht so groß. Den Eindruck hatte man jedenfalls, wenn man den Raum der Vorführungen sah und auf der anderen Seite die Online anwesenden Zuschauer bei den einzelnen Programmpunkte. Aber dass Quantität nichts über Qualität aussagte, bewies dieser Kongress über den wir gesondert noch berichten werden.
Freitag habe ich leider terminlich versäumt und freue mich, dass ich dies später noch einmal nachschauen kann. Das Seminar von Manuel Muerte war sicherlich sehenswert.
Als ich am Samstag dann erstmals digital einstieg, gabs erst einmal massig Kartenzauberkunst. 4-Ass Kunststücke von Semjon und Jan. Tolle Ideen doch ich vermutete irgendwie, dass das Thema Stand-up Zauberkongress wohl etwas verfehlt erschien.
Doch ich wurde später dann mit dem Seminar von Markus Zink (ich berichtete hier darüber) mehr als entschädigt.
Lorenz Schär folgte mit einem interessanten Konzept. 10 Ideen kurz dargeboten, für jeden etwas dabei. Es entscheiden oft kleine Feinheiten, die die Qualität eines Kunststücks ausmachen. Und da wurde viel geboten. Im ausführlichen Review mehr davon.
Mortenn Christiansen, der frisch gekürte Comedy FISM Weltmeister in Quebec überzeugte mit originellen Ideen die er präsentierte und erklärte. Als er am nächsten Tag in einem Talk aber seine Gedanken zur Zauberkunst erläuterte, war das einer der Höhepunkte des Kongresses für mich. Der nach wirkende außen nerdige Mortenn urteilte schonungslos über das Image der Zauberkunst und erklärte warum nach seiner Ansicht nach Zauberkunst so ein schwaches Image unter Künstlern anderer Sparten der Unterhaltung hat.
Es gibt fast nur Coverversionen von Klassikern die jeder vorführt. Gekaufte Effekte finden sich 1:1 in Programmen und wenn man von heute auf morgen den Zauberhandel zusperren würden, müssten viele zu zaubern aufhören. Zauberer beschäftigen sich mit Techniken anstatt über Originalität und Publikum nachzudenken. Harte Worte über die man zumindest einmal nachdenken sollte.
Und ob sich Originalität durch Techniken bewirken lässt, scheint doch sehr zweifelhaft. Das Hilfsmittel wird zum Hauptzweck….
Hier schloss sich der Kreis zu Markus Zinks Gedanken. Originalität in der Kunst ist die Grundvoraussetzung. Coverversionen von bekannten Bands sind immer nur ein müder Abklatsch des Originals. In der Zauberkunst ist das genau so.
Am Sonntag schloss der Kongress mit einem spannenden Seminar von Moser. Münzfang und gedachte Karte in Brieftasche waren Kabinettstücke aus seinem Programm.
Bemerkenswert war, dass alle Künstler (Zink, Muerte, Christiansen und Moser) sehr viel Zeit mit Basteln von Lösungen benötigen um originelle Darbietungen die es eben nicht von der Stange zu kaufen gibt.
Interessant auch der Ansatz von Christiansen, der nur Kunststücke in sein Programm aufnimmt, die er mit einem normalen Mikrophone mit Stativ vorführen kann. Das sind die Vorbedingungen in den meisten Comedy Clubs in der er sein Geld verdient.
Ich muss gestehen, dass ich nach anfänglichem Unbehagen sehr rasch für diesen Kongress Feuer gefangen habe. Tolles Engagement und Herzblut von Jan und seinem Team und großartige Künstler. Was gibt es besseres, wenn so ein Event nicht nur unterhält sondern zur Selbstreflexion anregt?
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