Passend zum Thema im Aladin Blog letzte Woche:
„Engel versus Teufel – ein provokanter Dialog über Aufnahmeprüfungen in Zauberklubs“, hatte ich gestern die Gelegenheit, einer solchen Prüfung im Magischen Zirkel Graz beizuwohnen.
Da Aufnahmeprüfungen in Österreich nicht zentral nach Richtlinien des Dachverbands ablaufen, sondern in der Verantwortung der jeweiligen Mitgliedsvereine liegen, war es für mich besonders spannend, einmal außerhalb meines Heimatklubs (Magischer Zirkel Tirol) einen solchen Abend mitzuerleben. Das Grundkonzept ist in den meisten Zirkeln ähnlich, basiert es doch auf gemeinsamen Vorlagen, die im Laufe der Zeit entwickelt wurden.
Die Prüfungsstruktur:
Im ersten Teil erhält der Kandidat allgemeine Wissensfragen rund um die Zauberkunst. Der Fragenkatalog ist breit gefächert – von Geschichte über Organisationen, Fachbegriffe, wichtige Quellen bis hin zu bekannten Künstlern und deren Spezialgebieten. Meist wird aus einem bekannten Fragenkatalog eine Auswahl gezogen.
Der zweite Teil umfasst praktische Fachbegriffe, die erklärt werden müssen. Im dritten Teil sollen diese Begriffe auch kurz demonstriert werden.
Den Abschluss bildet eine Vorführung von Kunststücken, bei denen bestimmte Techniken oder Requisiten zur Anwendung kommen. Auch hier gibt es einen Katalog, aus dem einige Nummern gezeigt werden müssen.
Damit endet der kombinierte Theorie- und Praxisteil – gefolgt von einem ca. zehnminütigen freien Programm, idealerweise für ein Laienpublikum konzipiert.
Zwar ähneln sich die Abläufe in vielen Klubs, die Bewertungskriterien und Schwerpunkte variieren jedoch.
Ein abschreckendes Verfahren?
Manche Interessierte lassen sich von dieser Beschreibung abschrecken. Völlig unnötig – denn wer sich ernsthaft mit Zauberkunst beschäftigt, wird mit etwas Vorbereitung kaum Schwierigkeiten haben.
Theorie, Fachbegriffe und Hintergrundwissen sollten zum Repertoire eines Zauberkünstlers gehören. Es geht in der Prüfung nicht darum, Lücken bloßzustellen, sondern um eine grundlegende Fachbildung – als Ergänzung zur Praxis.






Auch beim Magischen Zirkel Tirol wie in Graz ist der theoretische Teil für jeden, der sich ernsthaft für Zauberei interessiert, gut zu meistern. Der Kern der Prüfung liegt aber ohnehin in der Demonstration vorgegebener Kunststücke sowie dem eigenen Kurzprogramm unter realen Bedingungen. Denn letztlich soll nur jemand Mitglied im Zirkel – und damit auch im Magischen Ring Austria (MRA) und im Weltverband FISM – sein, der sein Können auch praktisch unter Beweis stellen kann.
Zurück zum 5. Mai 2025 in Graz:
Das Prüfungskomitee war bestimmt – und ich hatte die Ehre, Teil davon zu sein. Ein Blick hinter die Kulissen: Die Atmosphäre war entspannt und kollegial. Wer zur Prüfung antritt, ist dem Zirkel meist schon seit ein bis zwei Jahren bekannt. Man kennt sich, man schätzt sich – und weiß, was man erwarten darf.
Die Prüfung ist keine stressige Prüfungssituation im klassischen Sinne, sondern gleicht eher einem moderierten Gespräch entlang bekannter Fragen.
Im Fall des Magischen Zirkels Graz war es sogar eine besondere Prüfung:
Clemens Weindl hatte sein Können bereits mehrfach bei den beliebten Magic Dinners unter Beweis gestellt. Presseartikel loben seine Auftritte bei Weihnachtsfeiern der HTL – er ist engagiert, präsent, geschätzt. Die Vorführung des praktischen Programms konnte daher entfallen, da bekannt.



Braucht es da überhaupt noch eine Prüfung?
Gute Frage. Denn Durchfallen scheint in solchen Fällen fast ausgeschlossen. Trotzdem: Ein Mindestmaß an Fachwissen abzufragen, ist sinnvoll. Nicht um Schwächen bloßzustellen, sondern um kommunikative Kompetenz zu zeigen – denn Zauberkunst lebt vom Austausch und vom Verstehen jenseits bloßer Tricktechnik.
Der Abend endete wie erwartet: Clemens wurde einstimmig aufgenommen.
Er ist nun offiziell Mitglied im Magischen Zirkel Graz und somit auch Teil des MRA und der FISM. Seine Kompetenz hat er übrigens auch hinter den Kulissen bewiesen – etwa beim Fröhlich Zauberkongress 2022 und 2024, wo er im Technikteam ein wichtiger Bestandteil war.
Dem Magischen Zirkel Graz kann man zu so einem Mitglied nur gratulieren.
Clemens hat mit Charme, Können und Lockerheit beeindruckt – keine Spur von Nervosität. Im Vergleich zur Matura, zur Führerscheinprüfung oder seinem Zivildienst beim Roten Kreuz mit Sanitätsausbildung war das hier vermutlich ein Kinderspiel.
Fachliche Lücken – wie etwa die Bedeutung einer Servante oder die Systeme für gelegte Spiele – hat er charmant umschifft. Und angesichts seines Auftretens und seiner Praxisfähigkeiten stellte sich die Jury dieselbe Frage wie ich: Wen kümmert’s?
Danke, dass ich bei dieser Prüfung dabei sein durfte.
Vielleicht ist genau dieses freundschaftliche, wertschätzende Klima auch ein Grund, warum der Magische Zirkel Graz zu den mitgliedsstärksten und erfolgreichsten Zaubervereinen Österreichs zählt – mit bemerkenswerten Künstlern in seinen Reihen.
Was denkst du über Aufnahmeprüfungen in Zauberklubs?
Wie lief es bei dir?
Oder bist du aktiver Zauberkünstler, aber (noch) kein Vereinsmitglied? Was hält dich zurück?



Viele bekannte Profis – von David Copperfield, den Ehrlich Brothers, Thommy Ten & Amélie bis zu Derren Brown – sind über Zaubervereine groß geworden. Teil einer Community zu sein, hat viele Vorteile.
Falls du den Artikel „Engel vs. Teufel“ noch nicht kennst – hier findest du ihn:
👉 https://www.aladin.blog/provokant-aufnahmepruefungen-in-zauberzirkeln-engel-vs-teufel-dialog-1
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Ich möchte das Ganze mal von einer anderen Seite betrachten:
Junge Menschen sind zu Zeiten von youtube gewohnt, vieles im Netz kostenlos zu erhalten. In meiner Jugend musste ich das Geld für eine Schaltplatte vom Taschengeld abzweigen/sparen oder mir erst verdienen. Für einen einzigen Song musste man im Laden 5-6 DM, für eine Langspielplatte bis zu 22 DM bezahlen. Später kamen CD´s und sogar Filme auf DVDs.
Ein Telefonanschluss kostete rund 20 DM, jedes Gespräch musste separat bezahlt werden. Heutzutage hat man eine Flat, die es schon für 5 Euro gibt, und alles ist inkl.! Telefonieren/SMS ohne Ende, und sogar ein kleines Datenvolumen von 5 GB ist schon drin.
Worauf ich hinaus will?
Nun, früher musste man – um an gewisse Sachen ranzukommen – für vieles eine Leistung erbringen. Heute empfinde ich in der Gesellschaft eine „Geiz ist geil“-Mentalität. Wobei der Geiz sich nicht nur auf einen finanziellen Preis beschränkt. Ich beobachte immer mehr, dass Menschen der Meinung sind, Leistungen anderer stünden ihnen einfach zu. So, als wäre das selbstverständlich. Das halte ich für falsch!
Um jetzt auf den Punkt zu kommen:
In einem Verein für Zauberkünstler werden Mitgliedern viele Vorteile geboten, die ganz besonders für junge Nachwuchszauberer von Bedeutung sind und sie erheblich weiterbringen. Genau aus diesem Grund bin ich der Meinung, dass Interessierte, die diese Vorteile erlangen wollen, dafür auch eine Leistung erbringen sollten. Es muss aufhören, dass immer alles für Jeden zu bekommen und zu erreichen ist. Da sollten aus meiner Sicht klare Grenzen gezogen werden. Genau aus diesem Grund halte ich eine Aufnahmeprüfung, für die eben eine Leistung des Interessierten notwendig ist, für richtig. Allerdings anders, als sie z. B. beim MZvD abläuft!