Morgengrauen – Samstag, 25. Mai 2024
Dass das Wort Morgengrauen zwei Bedeutungen hat, wird mir schmerzlich bewusst, als ich nach nur wenigen Stunden Schlaf wieder in Richtung Hotel Billia, wo der Kongress stattfindet, bin. Erste Station 09:00 pünktlich Start zum Seminar von Armando Lucero. Apropos pünktlich, die Programmpunkte hier beim Kongress starten alle unglaublich pünktlich. Für Italien sogar sensationell pünktlich. Über Armando Lucero habe ich bereits gestern gesprochen und ihn in den allerhöchsten Tönen gelobt. Das Seminar bestätigt dies und zeigt das Denken und die Philosophie hinter seiner Zauberkunst. Er lehrte eine Matrixroutine und zeigte raffinierte Details zum Thema forcieren von Karten.
Aladin Leser dürfen sich aber freuen und werden von Armando bald mehr dort direkt hören.
Ein anderes Seminar hielt dann David Stone. Auf unterhaltsame Art präsentierte er sein Seminar, locker und zeigte Feinheiten seiner bereits früher vermarkteten Effekte. „Dieses Gimmick haben Sie ja alle bereits zu Hause, kaufen Sie es aber nochmals, da sie es bestimmt nicht mehr finden“ und damit hatte er wohl recht. Sein Seminarverkauf war überlaufen. Aber der Kauf von ein paar Tricks, macht aus niemanden einen Paul Stone. Er hat einen schon sehr schrägen Humor. Nachmittags dann die Fortsetzung des Close-up Wettbewerbs.
Heute gibt es viel Kartenzauberei zu sehen. Die ermüdet etwas da es anstrengend ist Kartentricks über Leinwand übertragen zu sehen. Ich persönlich verstehe nur zu gut, warum Kartenzauberkunst auch langweilen kann, wenn sie nicht durch eine wirklich ausgefallene Story vorgeführt wird, wie z.B. durch den Franzosen Air One, der eine Mafiastory spielt wo er gezwungen wird seine Falschspielfähigkeiten zu demonstrieren. Gut gemacht, daran kann ich mich – auch nach einer Partynacht (dazu später) – noch erinnern. Auch der Beitrag des Russen Vova in Mikromagie ist sehr originell und kombiniert die Spraykunst und Dicestaking miteinander. Als Höhepunkt dann der Hinweis auf Banksy mit der Produktion eines Luftballons die an das Motiv, Mädchen mit Ballon erinnert. Sehr originell und gut gemacht. Spannende Präsentation. Toni Mitev, der zweite Österreicher hier im Bewerb zeigt einen Wissenschaftler, der seine Gedankenübertragungsmaschine erklärt. Dass man – auch in aussichtslosen Situationen nicht aufgeben muss, wenn die Technik versagt, sondern weitermacht und das Beste daraus macht, zeigt Toni, der auch in Erfindungen antritt. Aber zum Abschneiden der österreichischen Teilnehmer Raphael Macho und Toni Mitev werde ich ab morgen noch etwas schreiben. Ich hatte hier länger Gelegenheit mit beiden mich zu unterhalten.
Ein interessantes Gespräch auch noch mit dem Pius Maria Cüppers, Schauspieler und tollen Zauberkünstler. Seine liebevolle Interpretation eines Japaners ist uns in bester Erinnerung. Wir hatten damals Tränen gelacht.
Da im nächsten Aladin ein Artikel über kulturelle Aneignung steht, frage ich ihn wie sich diese Diskussion in seiner Arbeit darstellt. Ein spannendes Gespräch. Wenn selbst Schauspieler, deren Beruf es ist, andere Menschen darzustellen viele Rollen auf Grund von Diskussion über kulturelle Aneignung nicht mehr spielen dürfen, fragt man sich schon, wie eine im Grunde sinnvolle Diskussion ins Absurde abgleiten kann.
Ich lerne einen Arzt aus New York kennen der ein begeisterter Zauberer ist und bei Armando Lucero viele Privatstunden genommen hat. Wer die Gagen von Armando kennt, weiß man, dass wir hier von 5-stelligen Beträgen sprechen. Armando und er erzählen ihre Geschichte wie zwei unterschiedliche Männer mit komplett unterschiedlichem Background über die Zauberkunst eine Freundschaft entwickeln können.
Abends der Bühnenwettbewerb letzter Teil bringt wieder Spannendes.
Aus meiner Sicht herausragend die deutschen Beiträge: Maurice Grange, der für mich ein Höhepunkt war. Selbstironisch, emotionale Selbstgespräche eines Manipulators. Lustig, aber gleichzeitig auch berührend, wundervoll präsentiert von diesem jungen Künstler. WOW.
Nikolai Striebel mit seinem Spiel mit Papierflieger ist unglaublich. Pur, ohne Schnörkel. Beide Künstler bekommen eine Standing Ovation vom Publikum, dass hier in dieser Halle müde und abgekämpft sind.
Den Abschluss macht Lukas Kaminsky mit seinem Spiel mit Seifenblasen. Wunderschöne Bilder entstehen. Ein toller Abschluss.
Zwischen allen Wettbewerbsteilnehmer erzählen bekannte Künstler, was sie an den Weltkongressen so spannend finden. Sie haben jeweils dazu 3 Minuten Zeit. Eine schöne Idee…
Und dann geht’s zur Spagetti Nacht, der rot/schwarz Party, Tanz und ausgelassene Stimmung. Ja auch Zauberer können Feste feiern. Großartige Stimmung und als ich dann gegen 03:30 ins Bett komme, endet ein spannender Tag hier in Saint Vincent.
Morgen, oder heute, wenn sie das lesen. Gibt es noch Seminare, Verkündung der Resultate des Wettbewerbs, eine Close-up Gala und abends dann die Gala der Preisträger. Ich berichte darüber!
Fotos gibt’s diesmal kaum, denn das Internet schwächelt hier weiter. Diese gibt’s aber Dienstag, wenn ich wieder nach Hause komme.
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