FISM Turin 2025 – Dienstag, Tag 2
Helmut Spindler – A
Der zweite Tag der FISM forderte von den Besuchern des Bühnenwettbewerbs einiges an Durchhaltevermögen auf ihren Plastikstühlen: Von 14:00 Uhr bis knapp 19:30 Uhr lief ein langer Block des Wettbewerbs mit 23 geplanten Acts (Alexander Krist und Jana Felicitas sind krankheitsbedingt leider ausgefallen, wodurch es nur 21 waren).
Der Veranstalter reagierte auf die gestrige Kritik bezüglich der Publikumsabstimmungen im Wettbewerb mit einer Publikumsabstimmung darüber, ob diese fortgesetzt werden sollen. Dass die Kritik vor allem von den Wettbewerbsteilnehmern stammte, die die Abstimmungen als unangemessen empfanden, wurde dabei nicht erwähnt. So entschied die Mehrheit über die Minderheit – und legitimierte damit das Verfahren. Zum brisanten Thema der umfassenden Rechteabtretung der Wettbewerbsteilnehmer äußerten sich bisher weder FISM noch der Veranstalter – ein Beispiel dafür, wie Krisenkommunikation nicht aussehen sollte.
Mit Anca & Lucca sowie Raphael Macho waren heute die ersten beiden österreichischen Acts von insgesamt vier zu sehen. Beide hatten zu Beginn ihrer Darbietungen kleinere Schwierigkeiten mit der Bühnentechnik, die allerdings vom Publikum weitgehend unbemerkt blieben. Es scheinen jedoch keine Einzelfälle zu sein. Die zur Verfügung stehende Zeit für Proben ist äußerst knapp bemessen und reicht meist nur für grundlegende Lichteinstellungen. Wettbewerbsteilnehmer stellten sich die Frage, ob die eingereichten technischen Unterlagen tatsächlich sorgfältig gesichtet wurden. Als Zuschauer in den vordersten Reihen erkennt man bei einigen Acts leider Hilfsmittel, die durch geschickte Lichtsetzung eigentlich verborgen sein sollten – bei Schwebeeffekten ein echtes Problem. Man muss fairerweise anmerken: Ein so umfangreicher Wettbewerbsblock wie heute stellt auch die Technik vor große Herausforderungen, insbesondere was Cues betrifft.
Das deutsche Team begegnet diesem Thema seit einiger Zeit erfolgreich mit eigenem technischem Personal („Team Germany“), das die Technik während der Darbietungen anleitet.
Anca & Lucca präsentierten eine überarbeitete Version ihrer Siegernummer aus Quebec, die sprachlich und dramaturgisch verfeinert wurde. Neu ist der Abschluss, bei dem Anca blind ein übergroßes magisches Quadrat am Boden gestaltet. Leider kam es bei der Gedankenübertragung eines langen Zahlencodes zu Fehlern, sodass nicht alle Vorhersagen korrekt waren. Dennoch überzeugte der Act durch eine stimmige Dramaturgie und beeindruckt Zauberer natürlich auch im Hinblick auf die raffinierte, Tricktechnik mit kompletten Verzicht auf elektronische Hilfsmittel.
Raphael Macho zeigte eine ungewöhnliche, dramatische Nummer – eine Mischung aus Theater und Manipulation, die sich seit dem Wettbewerb in Bad Aussee massiv weiterentwickelt hat. Die Handlung folgt einem zunehmend wahnsinnig werdenden Protagonisten, der den Bezug zur Realität verliert. Objekte verwandeln sich dabei stetig („a ball is a ball is a card“). Das Publikum reagierte trotz eins bereits langen Wettbewerbsblocks sehr positiv auf diese eher anspruchsvolle Darbietung – auch wenn sie wohl nie ganz massentauglich sein wird (hat aber auch nie darauf abgezielt).
Nach der heutigen FISM-Generalversammlung wurde bekannt gegeben, dass Busan (Südkorea) den Kongress 2028 austragen wird. Die Stadt setzte sich gegen Quebec durch, unter anderem dank attraktiverer Ticketpreise. Beide Städte haben in der Vergangenheit bewiesen, dass sie hervorragend organisierte Weltkongresse durchführen können. Die Anmeldungen starteten – wie bei FISM üblich – umgehend. Schließlich geht es um die besten Sitzplätze.
Die Händlermesse in Turin ist zwar groß, erreicht jedoch nicht das Ausmaß von Blackpool. Spezialanbieter dominieren das Bild, allgemeine Händler sind deutlich weniger vertreten. Da die Stände entlang der Gänge aufgefädelt sind, fehlt leider etwas das typische Messe-Feeling.
Highlight des Tages war zweifellos die Abendshow von Mac King – ein herzhaftes Lachmuskeltraining. Sprachliche und kulturelle Missverständnisse sorgten für zahlreiche komische Momente im Zusammenspiel mit den auf die Bühne geholten Zusehern und bestätigen den Ruf, dass Kings Show trotz weitgehend unverändertem Programm jedes Mal einzigartig wirkt. Seine humorvoll-politisch inkorrekten und teils leicht anzüglichen Witze funktionieren, weil er sich selbstironisch mit feiner Klinge präsentiert – und sich selbst nicht zu ernst nimmt, wie allein sein Outfit zeigt. Dennoch steht die Generation von Unterhaltungskünstlern, die mit diesem Humor durchkommt, wohl kurz vor dem Ruhestand. Das Publikum zeigte sich jedenfalls begeistert und hatte teils Tränen in den Augen – Mac King bestätigte eindrucksvoll seinen Status als einer der ganz Großen der Comedy-Zauberei und als King von Las Vegas.
FISM 2025 Turin – Dienstag Tag 2

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