Helmut Spindler live aus Turin!
Am vierten Tag ist der Kongress endgültig im „FISM-Modus“ angekommen – und verlangt den Teilnehmern eine Entscheidung ab: Wettbewerb oder einer der unzähligen Lectures der Galakünstler? Beides geht nicht.
Der Wettbewerbstag beginnt um 9 Uhr mit einem vierstündigen Close-up-Bewerb, gefolgt von einer einstündigen Pause, bevor der Bühnenwettbewerb von 14:00 bis 19:30 Uhr weiterläuft. Wer Ludwig „Mecki“ Gantner kennt, weiß: Er verfolgt das Ziel, keine einzige Wettbewerbsnummer zu verpassen – und wird auch gesondert über den Wettbewerb im Aladin berichten.
Heute jedoch hat selbst er es nicht geschafft: Trotz völligen Verzichts auf Pausen (die es im Wettbewerb ohnehin nicht gibt) kommt es anders – der Close-up-Wettbewerb dauert deutlich länger als geplant, die Mittagspause entfällt, und zwei Acts laufen dann sgoar parallel zum Bühnenbewerb. Auch dieser zieht sich nochmal in die Länge, und es grenzt an eine Meisterleistung, vor der Abendgala noch etwas Essbares zwischen die Zähne zu bekommen.
Das Niveau ist weiterhin hoch: Auch im Bühnenwettbewerb hat es nochmals deutlich angezogen. Es ist beeindruckend, wie viele Darbietungen auf Weltklasseniveau zu sehen sind – gleiches gilt für den Close-up-Bewerb. Apropos Zeitmanagement: Die Programmpunkte starten zwar auf die Minute genau, allerdings dauern die Umbauten zwischen den Bühnenacts länger als üblich.
Mit Lea Kyles neuem, wie gewohnt temporeichem und extrem visuellem Quick-Change-Act steht auch eine potenzielle Grand-Prix-Kandidatin auf der Bühne – bislang wurde dieser Preis noch nie an eine Frau vergeben. Die „Goldene Himbeere“ des Tages geht hingegen an einen Act aus Osteuropa, der eine wilde Mischung aus Kunststücken verschiedenster Genres in einen einzigen Wettbewerbs-Slot presst. Die Jury zeigt sich entscheidungsschwach – eigentlich ein klarer Fall für den Vorhang.
Ein persönliches Highlight des Tages ist die Lecture von Dani DaOrtiz: Erfolgreich in die Fußstapfen des Großmeisters Tamariz getreten, gilt er meines Erachtens nach als bester Kartenmagier der Welt. Auf der Bühne sitzend, umringt von vier jungen Zauberern, erschafft er Wunder, die selbst routinierte Profis sprachlos machen. Wie immer etwas chaotisch, aber mit Effekten von unglaublicher Wirkung. Man hat das Gefühl: Dieser Mann kann wirklich zaubern. Selbst das nicht-magische Saalpersonal kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus. Das hat mit der Kartenkunst aus den Wettbewerben wenig zu tun – das ist eine andere Liga.
Bei der Gala am Abend wird klar, was Walter Rolfo mit der „besten FISM aller Zeiten“ gemeint haben dürfte: das Line-up. Die Dichte an Stars ist tatsächlich beispiellos – allerdings vielleicht auch ein bisschen zu viel des Guten. Mike Caveny, der die gemischte Abendgala „Masters of the Impossible“ moderiert, teilt das Programm symbolisch kurzfristig in zwei Galas auf – so umfangreich ist die Show.
Publikumsliebling des Abends ist der gebürtige Österreicher Otto Wessely, der deutlich mehr Zeit erhält und ein Best-of seiner Klassiker zeigt. Eine von vielen stehenden Ovationen – aber ganz klar die Nummer mit dem größten Unterhaltungswert. Ganz großes Kino.
Notiz am Rande: Die FISM ist eher kein „Green Event“. Viel Kunststoff, wenig Mülltrennung. Viele Großveranstaltungen achten inzwischen deutlich stärker auf ihren ökologischen Fußabdruck – hier scheint das leider weniger Thema zu sein.

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