Wir freuen uns, einen Direktbericht von MRA Mitglied Helmut Spindler (Vereinigung für Magische Kunst Wien) für den ersten Tag zu präsentieren:
FISM Turin 2025 Montag, Tag 1
Helmut Spindler
Walter Rolfo, der bereits den FISM-Kongress 2015 in Rimini verantwortete, liebt die Superlative. Sein Organisationsteam von Masters of Magic verspricht nichts weniger als die beste FISM aller Zeiten. Der Austragungsort in Turin ist ein früheres FIAT-Werk mit einer ehemaligen Teststrecke auf dem Dach, heute ein Einkaufszentrum mit integriertem Kongresszentrum. Da ein großer Saal für Bühnenwettbewerbe und Galas fehlt, wurde ein Außenzelt aufgebaut, das in sozialen Medien vorab spöttisch als „Bierzelt“ bezeichnet wurde.
Tatsächlich erfüllt es seinen Zweck, wenn auch bei hohen Temperaturen die Kühlung nicht ausreichend ist. Kulinarisch bietet das Einkaufszentrum eine gute Auswahl – ein klarer Fortschritt gegenüber Quebec.
Der Montagmorgen begann bereits chaotisch. Die Registrierung sollte um 8 Uhr starten, die lange Warteschlange bekam jedoch erst ab 8:30 Uhr Einlass. Auch die Registrierung war unorganisiert, und so verpassten viele schon Teile des ersten Programmpunkts. Hier zeigte sich Italien von seiner typischen Seite: Nicht alles läuft nach Plan, aber irgendwie klappt es letztendlich doch.
Apropos verpassen – das Programm ist so voll und läuft parallel ab, dass entscheidungsschwache Besucher hier definitiv überfordert sind. Ich schätze, dass insgesamt rund 30 Gäste aus Österreich angereist sind; das ist angesichts der geografischen Nähe des Weltkongresses nicht sehr viel.
Am Nachmittag begann der Bühnenwettbewerb im Zelt mit einigen eher schwächeren Darbietungen. Erst Nikolai Striebel sorgte mit seinem Papierflieger-Act für die erste Standing Ovation. Ebenfalls herausragend war Winston Fuenmayor, der bereits in Quebec beeindruckte und als heißer Favorit gilt. Der Trend in der asiatischen Manipulation geht zur „Baummagie“: farbige Kartenmanipulationen, die ein Naturschauspiel zeigen, vor einem Baum als Kulisse, ergänzt durch Manipulation von Lichtern. Ein neuer sozialer Bewertungsmodus im Wettbewerb sorgt für Aufregung: Direkt nach jeder Darbietung stimmt das Publikum ab, und das Urteil („mäßig“, „mittel“, „gut“) wird auf einem großen Bildschirm angezeigt – unterhaltsam für die Zuschauer, aber demütigend für die Künstler.
Auch in den sozialen Medien gehen die Wogen hoch: Laut einem anonymen Whistleblower mussten alle Wettbewerbsteilnehmer kurzfristig Verträge unterschreiben, die Masters of Magic umfassende Rechte an den Wettbewerbsacts einräumen. Dies mag durch die Online-Übertragung des Wettbewerbs begründet sein, doch de facto beinhaltet der Vertrag eine komplette Rechteabtretung am Act. Der Vertrag schießt vollkommen und ohne ersichtlichen Grund über das Ziel hinaus, und niemand würde ein solches Dokument freiwillig unterzeichnen. Ein Skandal im Umgang mit den Wettbewerbsteilnehmern, für den die FISM Mitverantwortung trägt, indem sie die Rahmenbedingungen nicht klärt.
Am Abend folgte im Zelt eine einstündige Eröffnungszeremonie, die nahtlos in eine zweistündige Gala überging. Gleich zu Beginn sorgte eine artistische Tanzgruppe für Begeisterung. Erinnerungen an die kreative und künstlerische Zeremonie in Quebec wurden kurz wach, hielten aber leider nicht lange an. Stattdessen gab es Reden, manche in holprigem Englisch, und Grußworte von David Copperfield. Ein Künstler, der ein Porträt von Max Maven malte, begeisterte kurzzeitig. Der Auftritt des mittlerweile 88-jährigen Silvan, der mit Karten manipulierte, war eine kontroverse Entscheidung. Die FISM präsentierte sich trotz Bemühungen um neue Wettbewerbsformen (Online- und Streetmagic) als Altherrenklub. Der etwas kitschige Song „FISM is the place to be“ von Topas half da auch nicht wirklich. Wichtiger als große Worte wäre es, die rechtlichen Interessen der Wettbewerbsteilnehmer zu schützen.
Die anschließende Gala bot ein Feuerwerk historisch erfolgreicher FISM-Acts, darunter Yann Frisch, Héctor Mancha, Laurent Piron und Miguel Muñoz. Leider machte sich das Fehlen eines professionellen Moderators bemerkbar. Walter Rolfo überbrückte die Pausen mit spontanen Interviews zum Thema „Wie hat FISM dein Leben verändert?“. Weniger Acts und dafür eine professionellere Gesamtmoderation wären hier die bessere Wahl gewesen.

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