FISM Turin 2025 Tagesbericht Freitag!!

Helmut Spindler hat sich die Nacht wieder für uns um die Ohren geschlagen!
Hier sein Bericht zum vorletzten Tag der Weltmeisterschaft in Turin. Herzlichen Dank Helmut im Namen aller Leser. Immerhin hatten wir bisher 6420 Zugriffe auf unsere Berichte!

FISM Turin 2025 – Freitag, Tag 5

Das Ende dieser FISM-Ausgabe rückt langsam näher, doch das Programm ist noch einmal prall gefüllt. Von 9 bis 19 Uhr läuft der Wettbewerb (mit einer Stunde Pause) – und damit nicht genug: Am Abend folgen die Close-up-Gala (in zwei Gruppen) sowie die Soloshow von Topas. Die folgende Comedygala ist von Mitternacht bis 2 Uhr angesetzt. So viel Zauberkunst ist nach fünf Tagen kaum noch zu konsumieren – man muss gezielt Pausen einplanen.

Der Trend im Bühnenbewerb geht klar in Richtung immer spektakulärer inszenierter Effekte. Gegenstände werden in fast allen Darbietungen mithilfe von Levitationstechniken zum Schweben oder Bewegen gebracht – technisch anfällig, aber genau die Art von Effekt, die großen Applaus bringt. Auch die Vorteile der Farbe Schwarz werden immer intensiver genutzt – längst nicht mehr nur im Bereich der Kartenmanipulation. Die Sparte Mentalmagie hingegen fällt weiterhin durch Beiträge auf, die kaum über ein Stirnrunzeln hinauskommen.

Zu den härtesten Arbeitern dieser FISM zählen – neben der Technikcrew, die aufgrund der permanenten Proben nahezu rund um die Uhr im Einsatz ist – vor allem Armando Lucero und Dani DaOrtiz. Lucero spielt seine Close-up-Soloshow unglaubliche 50 Mal – jeweils für rund 20 Zuschauer. Ein philosophischer Leckerbissen: Karten- und Münzmagie auf höchstem Niveau, begleitet von einem poetisch-intellektuellen Vortrag über Wirklichkeit und freien Willen. Dani DaOrtiz hat quasi einen eigenen Raum, in dem er jeden Nachmittag zaubert, lectured und improvisiert. Die Grenzen zwischen Show und Lecture verschwimmen.

Parallel zum Bühnenwettbewerb findet im Stadtzentrum der Wettbewerb für Straßenmagie statt. Im Hauptsaal laufen während der Wettbewerbsblöcke stumme Live-Übertragungen in mäßiger Bildqualität und ohne Ton – sie zeigen jedoch so wenig, dass man das Geschehen überhaupt nicht beurteilen kann. Eine eher sinnfreie Maßnahme. Vor Ort scheint das Publikum eher spärlich vertreten zu sein.

Ein Lacher des Tages geht an Thomas Otto aus Deutschland: Aufgrund ständiger Verwechslungen mit Artem Shchukin trägt er ein eigens produziertes T-Shirt mit der Aufschrift: „Sorry, not Artem“. Ein gemeinsames Foto der beiden sorgt für große Erheiterung in den sozialen Medien.

Zum Thema der Verträge für die Wettbewerbsteilnehmer hat sich die FISM bislang nach wie vor nicht offiziell geäußert. In sozialen Medien ist zu lesen, dass die ursprünglichen Verträge annulliert werden sollen und in Abstimmung mit der FISM neue Vereinbarungen ausgearbeitet werden. Das ist zwar grundsätzlich positiv – doch das Thema ist längst Imageschaden. Statt aktiver Kommunikation legt man offenbar lieber den Mantel des Schweigens über die Angelegenheit.

Die Close-up-Gala am Abend (erste Gruppe) kann trotz hochkarätiger Künstler nicht überzeugen. Die Stimmung bleibt verhalten, viele Acts sind eher durchschnittlich. Eigentlich handelt es sich außerdem nicht im Close-Up Nummern. Nur David Stone gelingt es am Ende, mit einem starken Auftritt für einen würdigen Abschluss zu sorgen. David Williamson, sonst ein Publikumsliebling, führt als blödelnder Zyniker durch das Programm – eine Rolle, die für ihn als Zauberer funktioniert, als Gala-Moderator aber nicht zündet. Selbst Mario Lopez, sonst ein Garant für unterhaltsame Auftritte, verliert sich diesmal in überlangem Herumgealbere und kann das Publikum mit seiner Hauptroutine nicht mehr zurückgewinnen. Fazit: Große Namen allein garantieren noch keine große Show. Der zweite Durchlauf scheint dann aber nach leichten Programmadaptionen besser angekommen zu sein. 

Topas präsentiert eine innovative und unterhaltsame Solo-Show mit Musikelementen und Silent-Disco-Equipment. Je nach gewähltem Audiokanal erleben die Zuschauer eine unterschiedliche Inszenierung – gut gemacht und kurzweilig.

Die Comedy-Gala um Mitternacht bringt zehn Künstler auf die Bühne – eindeutig zu viel nach einem so langen Kongresstag. Besonders, da in der Comedy-Gala gleich zwei italienische Mentalisten auftreten, dazu erneut der Action Painter (diesmal gibt es ein Bild von Tamariz) sowie eine Illusionsnummer. Ein Abend mit stark italienischer Prägung – nicht alle Beiträge überzeugen. Der Quick-Change-Act von Ellie & Jekie sowie die Comedynummer von Voronin & Maxim bringen zumindest etwas Schwung ins müde Zelt. Mario Lopez und Héctor Mancha, die angekündigt waren, stehen hingegen nicht auf der Bühne. Es ist dem kanadischen Moderator zu verdanken, dass die Show insgesamt einigermaßen funktioniert. Die einzige wirklich starke Publikumsreaktion – inklusive Standing Ovations – kommt ganz am Schluss: Otto Wessely baut seinen Act langsam auf und setzt sich schließlich auf ein Furzkissen. Fin. Laute „Otto, Otto, Otto“-Rufe ertönen. Das sagt aber auch einiges über den Rest dieser Show.

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