Das aktuelle Genii Magazin von Randy Pitchford, hat am Titelbild Kalanag und ein bildfüllendes Hakenkreuz. Damit weist Chefredakteur Richard Kaufmann öffentlichkeitswirksam auf die seit langem bekannten Verknüpfungen zwischen Kalanag und dem Naziregime hin, das jüngst durch das Buch von Herwig Malte wieder ins Gedächtnis gerufen wurde.
Titelbild hier auf Facebook. (https://scontent-zrh1-1.xx.fbcdn.net/v/t1.6435-9/186551735_4074736569230667_3540902329775163611_n.jpg?_nc_cat=102&ccb=1-3&_nc_sid=730e14&_nc_ohc=Avi0O5hxxtoAX8vd2j7&_nc_ht=scontent-zrh1-1.xx&oh=f88b47b3ed47b705f2ae11676a202ed8&oe=60D0482D)

Das sehr gut recherchierte Werk ist eine Mischung aus Fakten, aber auch nachempfundener historischer Erzählungen. Diese Mischung, die das Buch spannend macht, wurde aber auch in verschiedenen Rezensionen zu Recht deshalb kritisiert. Eine Gratwanderung die wohl auch den Vermarktungsmöglichkeiten geschuldet ist. Meine persönliche Meinung dazu ist, dass alles, was so ein Fachbuch leichter lesbar macht und somit den Leserkreis öffnet, dem Thema Nazis und die Zauberkunst gut tut.
Kalang ist überall:
Denn, das eigentlich bestürzende an dieser Zeit ist für mich, dass es einer politischen Partei und einem Regime möglich machte, selbst in Zauberkreise und Kameradschaften innerhalb eines Zauberzirkels, in dem schon damals Politik verpönt war, jüdische Kameraden ausgestoßen wurden, Deportationen miterlebt wurden und jüdisches Eigentum sich unter den Nagel gerissen wurde. Mit dem Finger jetzt auf Leute wie Kalanag zu zeigen ist einfach. Zu Hinterfragen warum es bis hinein in Ortszirkel gelungen ist, solch Gedankengut zu verbreiten die wahre Tragödie. Und vor allem die Frage: Ist so etwas wieder möglich, scheint in einer polarisierenden heutigen Gesellschaft angebracht zu sein.
Aber es ist wichtig und gut, dass an Hand von Kalanag gezeigt wird, wie der Zauberkünstler der Nazis und deren Größen zu erstaunlichem Reichtum in den Kriegsjahren gekommen ist und so nach Kriegsende mit einer Show tourte die so aufwendig war. Ein Mann der mit Hitler scherzte, der im Magischen Zirkel Ausschlüsse von judischen Zauberfreunden mitgetragen hat und in Österreich für die Säuberung der Magischen Vereine verantwortlich wurde, wurde nach dem Krieg zum gefeierten Zauberheld in Europa. Selbst Kriegsgegner England jubelte ihm zu.
Er ist ein Beispiel von sehr vielen früheren Unterstützer des Naziregimes, die bald nach dem Krieg wieder in verantwortungsvollen Stellen in Wirtschaft, Politik, ja selbst in der Justiz wieder auftauchten.
Zurück zu Genii Magazin, das so plakativ das Buch von Herwig Malte zum Inhalt nahm und zwei Kapitel daraus abdruckte. Es ist anzunehmen, dass das Buch bald auch in englisch herauskommt.
Es wäre aber sehr schade, wenn der Leser mit dem Finger auf diesen Mann zeigt und ihn zum Wurzel des Übels machen würde. Wir alle müssen uns bei der Nase nehmen, aus der Opferrolle kommen und uns bewußt werden, dass wir für unsere „Führer“ selbst verantwortlich sind, da wir sie gewählt und geduldet haben.
Dass wir wenig dazu gelernt haben, zeigen jüngste Umfragen in Österreich, wo die „Ibizapartei“ FPÖ nach ihrem riesigen Skandal mit Karl Heinz Sprache inzwischen wieder erstaunlich viele Sympathisanten hat. Auch hier zeigt man mit dem Zeigefinger auf eine Person, den Sumpf im Umfeld und an der Basis hat man offenbar sehr rasch verdrängt. Der nächste Populist und Provokateur Herbert Kickl wird von vielen als Parteiführer herbei gewünscht. Mit der AfD sieht man ähnliches in Deutschland. Es ist ein internationales Phänomen.
So gesehen ist das Buch aktueller denn je, wenn man es selbstkritisch liest und es nicht zum Anlass nimmt, in die Opferrolle zu flüchten.
Herwig Malte: „Der große Kalanag“ Penguin Verlag, 19,40 Euro im Sic Verlag, ohne deren Archiv das Buch in dieser Qualität nicht möglich gewesen wäre. Also kauft es dort!!
Bestellung: https://www.sic-verlag.de/der-grosse-kalanag.html