Italienischer Nationalkongress Abano 2019

Beim Italienische Nationalkongress der jährlich in Abano stattfindet, gehen die Uhren anders. Während vielerorts ein Event das andere jagt, ist hier Ruhe und Zeit für Kommunikation in Hülle und Fülle.
Ich komme gerne hierher, denn Abano liegt mit dem Zug 1/2 Stunde von Venedig entfernt, Padua ist 10 Min entfernt. Zeit also auch ein bisschen die Seele in Italien baumeln zu lassen.
Circa 300 Zauberkünstler kommen ins Kongresshotel Alexander wo der Kongress stattfindet. Eine Händlermesse mit ca. 15 Händlern aus Asien, Ungarn, Holland, Italien, Schweiz, Spanien, Serbien und Frankreich sorgen für ein interessantes Angebot.
Den Auftakt macht am Donnerstag ein Dinnerspekakel mit sehr viel Essen. Als dann um 23:00 endlich das künstlerische Programm beginnt, haben die Künstler ihre gute Not, das Publikum zu aktivieren. Ale Bellotto aus Italien zeigt eine atmosphärische Nummer mit Licht und viel Nebel, Arsene Lupin eine Sprechnummer u.a. mit den PeterPit Stühlen, und den unerschöpflichen Wasserschalen, solid und professionell. Mihallyes Jankovic aus Serbien Zauber mit Tauben und viel Rauch. Durch Programm führen die beiden Schauspieler und Artisten Lannutti & Corbo. Sehr professionell aber bei Ihnen wäre „Weniger ist mehr“ für die Show gut gewesen. Insgesamt aber ein schöner Abend mit vielen interessanten Gesprächen.
Ach ja, man muss sich darauf einstellen, dass es hilft Italienisch zu verstehen. Englisch wird hier nur rudimentär für Ansagen verwendet und wenn ein internationaler Seminarleiter am Zug ist. Ansonsten sprechen viele der Italiener hier Fremdsprachen offenbar nur sehr beschränkt. Mit diesem Umstand hatten einige internationale Vorführende, die Publikum benötigten, ein Lied zu singen, den selbst wenn jemand auf die Frage ob er englisch spricht SI sagt, bedeutet das noch nicht, dass es so ist.

Freitag war der erste offizielle KOngresstag.
Den Beginn machte Gerald Le Guilloux aus Frankreich mit einem Seminar über Taubenzauberei. Nun bin ich kein Freund von Zauberei mit Tieren, aber man sollte ja mit offenen Augen durchs Leben gehen. Und ich muss zugeben, dass es sehr interessant war und zeigte, dass es natürlich Zauberkünstler gibt die verantwortungsvoll mit Ihren Tieren umgehen. Es war jedenfalls sehr aufschlussreich

Dann Juliane Chen, die wunderbare chinesische Manipulatorin, die in den USA lebt. Ein sehr gutes Seminar, bei dem Sie auf Bühnenpräsenz und Publikumsmanagement eingeht. Um Zauberkünstler die unbedingt einen neuen Move lernen möchten nicht zu enttäuschen, zeigt sie dann noch ein paar Kartenmanipulationsgriffe, für die sie bekannt ist.
Sie hat nichts zu verkaufen, außer Ihre große Erfahrung, die sie bereitwillig teilt.

Eric Chen, der Weltmeister zeigt eine Münzroutine und erklärt sie im Detail. Wenn bei ihm Münzzauberei wie Trickfilm ausschaut liegt es daran, dass er wie ein Pianist stundenlang jeden Tag übt und sehr viel Gedanken in seine Zauberkunst steckt. Ein Dejavu wenn er seinen Tisch umdreht und seine sehr komplexen Servanten zeigt. Markus Zink ist allgegenwärtig als er auch für ein Aufstöhnen sorgte, als er seine Nummer in Bad Aussee erklärte.
Eric wird seine Weltmeisterschaftsnummer nächstes Jahr komplett auf den Markt bringen. Warum auch nicht? Viele werden sich daran die Zähne ausbeißen…. und dennoch das Gefühl haben weltmeisterliche Luft zu schnuppern.

Um halb 10 dann abends die Close-um Show die sehr abwechslungsreich war.
Martin Eisele verblüffte und täusche die Zuschauer mit unglaublicher Kartenzauberei. Während einige glaubten, den Austausch seines Kartenspiels verpasst zu haben und sich damit zum zweiten Mal täuschten, wussten Kenner von Martins Zauberkunst, dass über 5 Jahre in diesen Routinen stecken, die er am nächsten Tag im Seminar erklären würde. Und dann aber so, dass man sie tatsächlich meistern kann.

Miguelajo der Spanische Kartenkünstler, zeigte Farbvariationen der McDonalds Asse. Gute Ideen aber für mich unklar und verwirrend.

Pere Rafart, unterhielt die Zuschauer blendend mit sehr ausgefallenen Karteneffekten. Zauberei mit Karten kann auch lustig und unterhaltsam sein.

Arsene Lupin präsentierte eine schöne Seilroutine mit sehr gutem Austausch des Seils.

Bei Santa aus Japan war Name Programm, sein Humor mit einem PlasikNikolo war gewöhnungsbedürftig, dass alles auf einen Kartentrick hinauslief war in dieser Close-Up Gala leider auch sehr häufig der Fall.

Mit einem farbenfrohen Potpurri mit Farben, Bäller, Pinseln sorgte dann zum Abschluss Sieon Choi aus Korea. Schwungvolle Farbwechsel, visuell und Überraschend. Ein schöner Abschluss einer allem in allem guten Close-up Gala, die in 3 Sälen vorgeführt wurden, was eine Videoprojektion erübrigte.
Die Künstler, die dann gegen 23 Uhr noch zum Close-Up Wettbewerb antreten mussten waren nicht zu beneiden.
Über den Wettbewerb werde ich im kommenden Aladin berichten.

Der Samstag startete mit einem sehr guten Bühnenwettbewerb pünktlich 15 Minuten zu spät. Italienische Kongresse überraschen immer wieder mit neuen ungewöhnlichen Zaubernummern, die man sonst nirgends sehen kann. Schon deshalb lohnt sich eine Reise nach Abano.
Auch hier berichte ich im kommenden Aladin.

Dann noch 2 Höhepunkte:

Arturo Brachetti der ungekrönte Quick Change Künstler. Über den großen Star, der abendfüllend mit seinen Shows die Welt bereist könnte man eigene Bücher schreiben. Hier war er hautnah zu erleben, erzählte über die Geschichte des Quickchange und über seine Karriere. Humorvoll berichtete er über die Szene und streute selbst 2 Effekte ein. Unterstützt war der Vortrag mit Videoeinspielungen. Eine tolle Stunde!


2 Generationen Eisele

Martin Eisele zeigte im seinem Programm das Tool an dem er über 5 Jahre tausende Stunden gearbeitet hat.

Die Wunderapp die gemischte Karten in Sekunden analysiert. Wir haben im Aladin darüber berichtet, aber es ist so gut und unglaublich, dass man es präsentiert bekommen muss. Die Zuhörer waren begeistert und Menschentrauben umringten den Stand nach seinem Seminar.

Jetzt machen wir uns bereit für die Abendgala über die wir gesondert berichten werden.

FAZIT:
Wenn Sie Italien mögen, wenn die italienische Mentalität für sie herzlich und positiv ist, wenn Sie Gedankenaustausch lieben, neue unbekannte Nummer erleben wollen, dann kommen Sie vom 1-3. Oktober 2020 nach Abano. Wenn Sie Massenauflauf lieben, Programm ohne Ende, schlechtes Essen und es sie stört, nicht alles sofort zu verstehen, sollten Sie nach Blackpool gehen.