„Zuschauern zuhören können“ war einer der Kernaussagen von Christoph Borer, dem charismatischen Zauberkünstler aus der Schweiz. Präzision in der Zauberkunst ist gut, doch dem Zuschauern nicht zuzuhören und mit Standard Floskeln zur Requisiten zu machen, ist ein Fehler.
Das Seminar mit Christoph Borer gestern Abend in Innsbruck war ganz besonders. Hier steht ein Künstler, der viele Kunststücke und Handhabungen erarbeitet hat, die sich in den Programmen von großartigen Künstlern finden. Doch er unterscheidet sich von so manchem Seminarleiter, denn seine Kreationen die er im Seminar zeigt sind alle 100-te Male in der Praxis vor Laien erprobt worden.
Das merkt man ihnen auch an.
Er wirkt ruhig und routiniert, alles wirkt natürlich und manche Dinge ergeben sich scheinbar im Moment. Sicherlich sind viele dieser Strategien in den vielen Vorführungen entstanden. Die besten Momente und Sprüche verdanken wir Zuschauern, erzählte mir einmal der Comedian Nick Lewin. Die Kunst besteht darin zuzuhören und darauf einzugehen. Natürlich haben wir alle Standardhandlings die oft improvisiert ausschauen, doch von diesem Weg auch abgehen zu können und auf Unerwartetes wirklich einzugehen, ist die wahre Kunst. Das ist auch das Motto von Christoph Borer, dem man seine Lust und Freude am Spiel mit dem Zuschauer anmerkt.
Er bringt teilweise bekannte Trickprinzipien auf eine Ebene der Sinne. Geruchsinn, Fühlen, Schmecken, Tasten spielen in der Präsentation eine wesentliche Rolle. Der Wunsch der Menschen seine Zukunft in Horoskopen zu finden wird von ihm verwendet um Tricks und Realität mit einem Augenzwinkern zu verknüpfen. Er ist nicht der übersinnliche Wundermann, der vorgibt echte Magie zu zeigen. Er führt die Zuschauer immer wieder charmant auf den Weg zur Zauberkunst zurück.
Christoph liebt Bücher. Auch das gehört zu dem Stil erfolgreicher Zauberkünstler. Sie verwenden Themen nicht, weil sie sie gerade beim Zauberhändler gesehen haben, sondern machen ihre tatsächliche Leidenschaft zu ihrem Programm. So wirkt es absolut authentisch, wenn Christoph in Zeiten wachsender Digitalisierung Bücher verwendet, in Zeiten von Ipads die klassische Schiefertafel verwendet. Was bei manchem vielleicht fremd ausschaut, wirkt für ihn perfekt natürlich.
Kunststücke an seine Persönlichkeit anpassen nennt Christoph diese Phase der Routinenerarbeitung.
Ein anderes zentrales Thema für ihn ist die Verbesserung von seinen eigenen Kunststücken. Im Laufe der vielen Vorführungen vor Publikum hat er viele Erkenntnisse in Neuauflagen seiner Routinen eingebaut. Ich möchte hier nicht auf Details eingehen, aber so manche Gedanken und Outs die er in sein Programm einbaut sind unglaublich, selbst wenn er sie vielleicht nie verwendet. Aber er hat daran gedacht was schief gehen könnte und hat Lösungen dazu. Das entspannt und ist vielleicht auch einer der Gründe warum er so locker und ruhig präsentiert.
Vor kleinem aber überaus begeisterten Publikum überzeugt Christoph in allen Bereichen. Er hat einige seiner Routinen auch zum Verkauf, auch wenn er im Seminarheft von 10,– Euro auch alles erklärt wie man es selbst machen kann.
Wir gehen anschließend noch im kleinen Kreis in Innsbrucks Nachtgastronomie essen. Wir sprechen über die Zauberkunst, aber ich denke es gibt viele Themen abseits der Zauberkunst über die ich mich gerne mit Christoph unterhalten würde. Ein interessanter Mensch und ein großartiger Künstler.
Heute am 10. April ist Christop Borer übrigens noch in Graz zu einem Seminar.
Wer sich da noch nicht angemeldet hat, sollte das nicht versäumen. Ich kann es jedem Zauberfreund wärmstens ans Herz legen! Info: koschkabarett@gmail.com.


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