Offen gesprochen – Russland bei der FISM-Euro 2024

(english version at the end of the article)
Motiviert und begeistert komme ich vom Europäischen Treffen der Zauberkunst nach Österreich zurück. Beeindruckt von der Qualität unserer Künstler und der unglaublichen Freundschaft zwischen den Teilnehmern. Man freut sich über das positive Echo auf den Blog, den man in den Morgenstunden erstellt hat, um alle Zauberfreunde, die nicht in Saint Vincent waren, auch irgendwie teilhaben zu lassen.

Doch dann liest man manche Kommentare im Internet, die einen daran erinnern, dass es in unserer Branche auch plakative Schwarz-Weiß-Malerei gibt. Populistische Sprüche werden gerne ohne Hintergrundwissen herausposaunt und dabei Menschen an den Pranger gestellt, die wesentlich mehr tun, als die Menschen, die darüber richten, es je getan haben.

Aus diesem Grund möchte ich hier etwas sehr Persönliches zu diesen Diskussionen sagen und auch emotional werden. Ich spreche von Menschen, die ankreiden, dass russische Zauberkünstler bei der Euro 2024 in Italien mit dabei waren und nicht ausgeschlossen wurden. Namentlich wird der Weltmeister in Manipulation, Artem Shchukin, genannt. Ein offenbar böser Russe, der es nicht verdient hat, in Italien mitmachen zu dürfen.

Der Magische Ring Austria (MRA) stellt jeden Nationalkongress, wie den Fröhlich Zauberkongress in Bad Aussee, unter ein soziales Thema. War es 2020 die Hilfe für Profis, die durch die Pandemie ihr Einkommen verloren haben, so war es 2022 die Ukraine, die gerade von den Russen angegriffen wurde. Wenn man ein solches Projekt durchführt, befasst man sich damit intensiv. Mit Hilfe von Freunden konnten wir Geld organisieren und ukrainischen Künstlern durch ein Künstlervisum und ein Engagement beim Fröhlich Zauberkongress 2022 helfen. Zauberfreunde organisierten die Transfers, mein Freund Jürgen nahm Ukrainer auf und sorgte für Arbeitserlaubnisse und Schulbetreuungen. Viele Zauberfreunde des MRA und des Aladins spendeten Sachpreise für eine Tombola oder überwiesen Geld.

Ohne einen bestimmten Menschen wäre dies nicht möglich gewesen. Es war Artem Shchukin, der russische Zauberkünstler, der auf Facebook angegriffen wird. Er ist, wie viele russische Künstler, mit ukrainischen Künstlern befreundet. Er hat Kontakte geschaffen, für Transfers gesorgt und ist mit ihnen in Bad Aussee gemeinsam aufgetreten. Und das, obwohl seine Familie in Moskau lebt und dadurch in Gefahr läuft, Konsequenzen erfahren zu müssen.

Die FISM hat, als der Krieg begann, alle Veranstaltungen in Russland abgesagt, um die russische Propaganda nicht zu unterstützen und ihr keine Plattform zu geben. Lang bevor es offizielle Boykotts und Embargos der Wirtschaft gab. Aber Künstler, die sich für ihre Freunde in der Ukraine engagieren, auszuladen und von Veranstaltungen zu bannen?

In Saint Vincent bei der FISM-Meisterschaft kam Artem Shchukin freudestrahlend zu mir, umarmte mich und erzählte mir begeistert, dass unsere ukrainischen Freunde von damals es geschafft haben, zu arbeiten und eine Existenz aufzubauen. Er ist noch heute mit ihnen befreundet und unterstützt sie weiterhin. Russische und ukrainische Künstler haben hier in Italien in Freundschaft die Tage verbracht. Was können sie für die Situation in ihrem Land?

Es würde manchem gut anstehen, populistischen Schwachsinn für sich zu behalten und einen Beitrag zu Freundschaft und Kameradschaft selbst zu leisten, anstatt Künstler an den Pranger zu stellen, die es nicht verdient haben. Artem Shchukin ist ein wunderbares Beispiel für einen starken und mutigen Künstler. Und wir werden zu solchen Menschen immer Kontakt haben und mit ihnen zusammenarbeiten. Sie sind unsere Freunde, und ich bin froh, dass der Dachverband der Zauberkunst, die FISM, das genauso sieht.

English version:

I return to Austria from the European Meeting of Magic Art motivated and enthusiastic. Impressed by the quality of our artists and the incredible friendship between the participants. I am delighted with the positive response to the blog that was created in the early hours of the morning to let all magic lovers who were not in Saint Vincent participate in some way.

But then you read some comments on the Internet that remind you that our industry is also characterized by bold black-and-white painting. Populist slogans are often spouted without any background knowledge and people are pilloried for doing much more than the people who judge them have ever done.

For this reason, I would like to say something very personal about these discussions and also get emotional. I’m talking about people who denounce the fact that Russian magicians were present at Euro 2024 in Italy and were not excluded. The world champion in manipulation, Artem Shchukin, is mentioned by name. An apparently evil Russian who does not deserve to be allowed to take part in Italy.

The Magic Ring Austria (MRA) organizes every national convention, such as the Fröhlich Magic Congress in Bad Aussee, under a social theme. While in 2020 it was helping professionals who lost their income due to the pandemic, in 2022 it was Ukraine, which had just been attacked by the Russians. When you carry out a project like this, you deal with it intensively. With the help of friends, we were able to organize money and help Ukrainian artists with an artist visa and an engagement at the Fröhlich Magic Congress 2022. Magician friends organized the transfers, my friend Jürgen took in Ukrainians and arranged work permits and school support. Many magician friends of the MRA and Aladdin donated prizes for a raffle or transferred money.

This would not have been possible without one particular person. It was Artem Shchukin, the Russian magician who is being attacked on Facebook. Like many Russian artists, he is friends with Ukrainian artists. He has made contacts, arranged transfers and performed together with them in Bad Aussee. And this despite the fact that his family lives in Moscow and is therefore at risk of suffering consequences.

When the war began, the FISM canceled all events in Russia so as not to support Russian propaganda and give it a platform. Long before there were official boycotts and business embargoes. But uninviting artists who are committed to their friends in Ukraine and banning them from events?

In Saint Vincent at the FISM Championships, Artem Shchukin came up to me beaming with joy, hugged me and told me enthusiastically that our Ukrainian friends from back then had managed to work and build a livelihood. He is still friends with them today and continues to support them. Russian and Ukrainian artists spent their days here in Italy in friendship. What can they do about the situation in their country?

It would behoove some people to keep populist nonsense to themselves and make a contribution to friendship and camaraderie instead of pillorying artists who don’t deserve it. Artem Shchukin is a wonderful example of a strong and courageous artist. And we will always have contact with such people and work with them. They are our friends, and I am glad that FISM, sees it the same way.