Blackpool Tag 1

Vom Geschrei von Möwen wache ich auf, ein Blick aus dem Hotelfenster, ein trostloser grauer Innenhof. Ich bin in Blackpool. Vorfreude kommt auf. Frühstück gibt’s in meinem Hotel keines, deshalb werde wir nahe dem Windergarten mit Andreas, der auch im Hotel wohnt, frühstücken gehen. Im Hotel sind lauter Kongressbesucher, mangels allgemeinen Raums sieht man die aber eher unter den 4.000 Leute auf dem Kongress anstatt hier. 

Gut, dass wir unsere Kongresspässe bereits gestern geholt haben. Lange Schlangen vor den Eingängen. Ein sehr gut gemachtes App für das IPhone gibt einen Überblick über die vielen Veranstaltung. Da heißt es Entscheidungen zu treffen.  Für manche ein Stress, die meinen man muss alle Programmpunkte sehen können. Aber Hand aufs Herz, wenn sie in ein Restaurant gehen können Sie auch nicht alles von der Speisekarte essen. Auswahl ist aus meiner Sicht auch Respekt vor den unterschiedlichsten Bedürfnissen der Besucher. Der eine liebt Kartenzauberei, der andere Zauberei mit Kindern, einer möchte noch einen speziellen Trick lernen, andere interessieren sich mehr für Geschichte oder Marketing für Zauberkünstler. Hier hat man die Auswahl. Und so verteilen sich die fast 4.000 Besucher in den unterschiedlichen Theatersälen. 
Ich entscheide mich nicht unbedingt einen weiteren Trick zu lernen. Dazu muss ich nicht auf einen Kongress fahren. In meiner Bibliothek stehen 3.500 Zauberbücher die voll davon sind. Hier ist Gelegenheit Persönlichkeiten kennen zu lernen. Ihre Geschichte zu erfahren, von ihren Erfahrungen zu lernen und ihre Wege den Erfolg, den sie haben kennen zu lernen. 

Paul Romhany – „Making a living without saying nothing“
Paul Romhany ist Herausgeber des internationalen Magazin Vanish, mit dem ich bereits mehrfach mit dem Aladin Kooperationen gemacht habe. Er hat sein Leben Charly Chaplin verschrieben den er 45 Jahre studiert hat und einen Zauber Act kreiert hat, der ihn in 120 Staaten gebracht hat.  Er präsentiert einen Ausschnitt davon zu Beginn. „Ich kenne Chaplin besser als mich“ ist eine seiner Aussagen, die sein Leben charakterisieren. Er spricht darüber, wie man einen Zauber Act konzipiert, der ohne Sprache auskommt. 
Dass das Weglassen und Verzichten von Effekten ein Programm besser machen kann ist eine seiner Kernaussagen. Ein wundervolles Seminar/Präsentation.  


Die internationale Close-up Gala hätte ich gerne gesehen, aber leider ist der Saal gesperrt, weil so viele die Gala sehen möchten. Ärgerlich, aber es gibt viele andere Alternativen…

Ben Hart Lecture
Ben Hart ist ein Rising Star der Zauberszene. Er tourt durch England ist auf Shows am Westend in London zu sehen. Die Wurzeln seiner Familie liegen in Indien und diese Elemente fließen in seine Show ein, die wir an einem der nächsten Tage sehen werden. Das Seminar ist außergewöhnlich. Er stürmt auf die Bühne mit einem Heft, aus dem er vorliest.  Am Anfang ist man irritiert, doch nach und nach ist man von seiner Präsentation gefangen. Ein wundervoller Vortrag von der Idee eine Show zu kreieren bis zur Vorführung. Alle Überlegungen die einfließen, die Zweifel und Hoffnungen, die vielen Details des Feilens an einer Abendshow.  Ein fesselnder Vortrag. Einige verlassen den Saal da sie keine „Vorlesung“ wünschen und sich Tricks wünschen, doch der große Rest ist gebannt. Am Ende gibt es noch eine Fragerunde, dann stürmt Ben Hart wieder von der Bühne und ist verschwunden. Eine sehr spezielle Präsentation.  Manche meinen man hätte sich das auch selber durchlesen können. Ich bin da völlig anderer Meinung. Zum einen wäre dann jede Lesung einer Autorin nicht gerechtfertigt, zum anderen spürte man die Persönlichkeit durch die Präsentation sehr intensiv. Ich habe mir das Skript gekauft, da es aus meiner Sicht so viel Input in das eigene Programm gibt. Ich freu mich schon sehr auf die Abendshow mit ihm.

Händlermesse:
170 Zauberhändler präsentieren sich in  riesigen Räumen. Manche fahren lediglich wegen der Händlermesse nach Blackpool. Schade eigentlich, denn Zauberei kann man nicht kaufen, sondern muss sie sich erarbeiten. Was nützt das teuerste Requisit, wenn man das Publikum damit nicht begeistern kann? Aber es ist faszinierend zu sehen, wohin sich Zauberkunst auch technologisch entwickelt. Fassungslos wird man wieder zum kleinen Jungen, der einfach nur staunen kann.  Und alles ist scheinbar frei verfügbar, wenn man genügend Geld dafür hat. Zauberkunst war immer Vorreiter, wenn es um die Adaption neuer Technologien ging. Magnetismus, Elektrizität wurden von Zauber schon im vorigen Jahrhundert verwendet als die normalen Menschen diese Technologien gar nicht kannten.  
Da dies ein öffentlicher Blog ist, möchte ich hier nicht in Details eingehen, die Kollegen verstehen, von was ich schreibe. 


Marvin Berglas – Marketing-Talk
Marvin Berglas, Präsident des Magic Circle, Gründer und Inhaber von Marvin Magic, das in über 50 Ländern mit einfach nachvollziehbaren Tricks und Requisiten in Kaufhäusern Promoten.    Präsentationen in Kaufhausketten, in Shopping Kanälen, Online u.v. Geschäftsfelder mehr haben die Firma groß gemacht. Er erzählt den spannenden Weg des Erfolgs und die dahinter liegenden Marketingstrategien. Ups and Downs, learning bei doing, ein spannender Vortrag. Nicht, dass mir das neu ist, ich war schließlich in einem internationalen Pharmakonzern für Marketing verantwortlich, aber in der Zauberpraxis solche Lebenswege und Erfahrungen kennen zu lernen ist phantastisch.  Ich freue mich, da ich Marvin im London im Magic Circle kommenden Montag zu einem Interview treffen werde. 

3 Seminare gesehen, 11 versäumt!  Was für eine Programmvielfalt!
Nahrungsaufnahme: Fish and Chips


Die Shows:
Mike Caveney and Friends
Ein Showformat das ich gerne mag. Bereits 2023 lud Mike Freunde aus dem Showbusiness ein um eine gemeinsame Show zu präsentieren.
Auf Grund des Erfolgs gabs 2024 eine Fortsetzung mit 
Mike Caveney (Moderation und sein Parade Act Schere durch Sakko)
Tina Lenert  (sehr elegante und emotionale Tuch/Ring Präsentation)
Ardan James (der geniale Pantomime) 
Mat O´Neal (Gedächtnis Act)
Trigg Watson (AGT Act, Technologie verbunden mit Zauberei, sehr verblüffend und unterhaltsam)
Cecilia Monoz (Bauchrednerin mit unglaublicher Technik, charmant und verblüffend, da sie dabei isst und trinkt)
Eine phantastische Show, unterhaltsam und humorvoll ist. Ein echtes Highlight


Die Gala Show
Bereits eine Stunde später sitze ich zwischen 2.000 Zuschauern im großen Opernsaal. Saß ich noch letztes Jahr in der letzten, so heuer in der ersten Reihe.  Was man mit Geld nicht alles machen kann. Aber um ehrlich zu sein. Den besseren Überblick hat man weiter hinten. 
Die Show startet mit einer phantastischen Tanzeinlage einer Lillianna Clifton die seit dem 4. Lebensjahr tanzt und bei Britain got Talent erfolgreich war.
Es wird düster, wenn Miki Dark als maskierter Magier erscheint und eine riesige Guillotine präsentiert. Hier sind die Requisiten die Helden, die Vorführung mäßig und sie geht auch kräftig schief.  Mehr Schein als Sein.
Winston Fuenmayor zeigt seinen FISM ACT bei dem er als Gefangener seiner Spielkarten eine dramatische Kostenmanipulation präsentiert bei dem die Spielkarten die Kontrolle übernehmen. Kraftvoll, dramatisch….   Sehr beeindruckend!
Ein echter Bruch nach diesen visuellen dramatischen Künstler ist der Moderator John Kimmons. Er blödelt sich durchs Programm mit Gags. Besonders sein Solo, bei dem er zwei Zuschauern auf der Bühne  als seine Puppen verwendet ist großartig und das Publikum tobt, nicht zuletzt, weil er unglaublich gute Zuschauer erwischt hat.  Es wirkt wie einstudiert. 
Doch diese Moderation passte nicht ins Konzept der Abendshow.
The Clairvoyants zeigten, warum sie einer der erfolgreichsten Mentalisten sind und auch in Amerika erfolgreich sind. Die Nummer ist professionell, elegant und am Punkt. 
Adrien Quillen wirbelte durch seine Barnummer, die wir 2022 in Bad Aussee schon sehen konnten. Mitreißend und professionell.  
Axel Adler aus Schweden präsentierte eine elegante Zauberei mit einem Ring und einem Tuch. Sehr magisch!
Remi Lasvenes. Er ist ein Jongleur mit Bällen, die auch schweben können. Ein sehr origineller Act, den ich so noch nie gesehen habe.
Young Min zeigte seinen preisgekrönten FISM-Act, bei dem aus Sand die Requisiten entstehen, die wieder zu Sand werden. Eine wunderschöne Geschichte die die Zuschauer zu einer Standing Ovation brachte.  Was für eine Gala Show!!


Harrison Greenbaum Comedyshow
Den Abschluss bildete die Comedyshow mit Harrison Greenbaum einem Star der amerikanischen Comedyszene. Der New Yorker war großartig, lustig, frech, unverschämt aber immer sympathisch und nie untergriffig.  


Unglaublicher Tag!
(Fortsetzung folgt)