Kurfürstliches Rittermahl in Mainz

Kurfürstliches Rittermahl in Mainz
Ulrich Rausch

Auch wenn wir nicht sehr viel wissen, wie Zauberkünstler im Mittelalter ihre Kunst präsentiert haben sind auf Mittelalter-Märkten immer wieder Gaukler, die ihre Kunst vorführen und mit den Zuschauern ihren Schabernack treiben zu finden. Aber authentisch ist wohl nur wenig? Mit der Reiz des authentischen werben auch im Bereich der Eventgastronomie „Mittelalterliche Gelage mit Knechten und Mägden“, bei denen man deftig ist isst und derber Unterhaltung ausgesetzt wird.


In Mainz findet regelmäßig im Proviantamt ein von Jürgen Thelen veranstaltet Mahl statt, dass sich nicht nur im Titel „Kurfürstliches Rittermahl“ wohltuend von ähnlichen Veranstaltungen abhebt.

Das Ambiente
Das mit ca 5000 qm große Proviantamt in mitten der Stadt, ist einer der wenigen noch erhalten Magazin aus der Zeit des Deutschen Bundes. Um 1860 begann man in Mainz mit dem planen eines Getreidespeichers samt dazugehöriger Kriegsbäckerei, um die zahlreich in Mainz stationierten Soldaten zu versorgen. Nach einer wechselvollen Geschichte und einem langen Leerstand, zwischenzeitlich überlegte man auch mal den Abriss,  hat man 2001 mit einer Grundsanierung begonnen. Neben Wohn- und Büroräumen, dem Deutschen Kabarettarchie, dem Mainzer Fastnachtsmuseum wurde ein großer Gastronomiebetrieb mit Schankgarten, Vinothek und Tonnengewölbe im Keller eingerichtet. Und in diesem Kellergewölbe findet das Rittermahl statt,

Die Künstler
Jürgen Thelen alias Thelonius Dilldapp gestaltet als Musiker und Sänger den Abend: Auf einer Vielzahl von historischen Blas- und Zupfinstrumenten, die er virtuos beherrscht. Seine Leidenschaft zur Musik, zur authentischen Darbietung merkt man auch immer dann, wenn er zwischendrin die einzelnen Instrumenten nicht nur benennt, sondern bei einzelnen Instrumenten etwas genauer  auf die Geschichte oder die Funktionsweise eingeht. Und das Ganze ist so kurzweilig, dass man niemals den Eindruck hat, in der Schulveranstaltung zu sein.
Andreas Krall, hier als Severinus d.J., ist in Österreich kein Unbekannter. Bei dem 56. Österreichischen Kongress in Götzis belegte er in der Sparta „Salon-Magie“ hinter Wolfgang Moser den hervorragenden zweiten Platz. Sein Bestreben als Zauberkünstler ist es immer, jedes Kunststück als eigene Geschichte zu erzählen, entweder, indem er selber in eine Rolle schlüpft oder in dem er aus der Erzählerperspektive darüber berichtet. Und so berichtet er zu Anfang, was er als Gaukler auf die meist gestellte Frage zu antworten hat: „Warum haben sie keinen anständigen Beruf erlernt?“ Und dann demonstriert er mit einem Holzkochlöffel (sic!) und einem Seil, wie er versucht hat einen anständigen Beruf zu erlernen, gescheitert und rausgeflogen ist.

 Das Essen
Das Essen ist immer ein jahreszeitlich abgestimmtes 5 Gang  Menü. Es beginnt schon beim Eintreffen mit einem Met, auf dem Tischen standen große Holzbretter mit Steinofenbrot, Griebenschmalz, Radieschen und Rettich. Als zweites wurde geräuchertes vom Schwein und der Forelle gereicht. Hierbei wird dann auch zum ersten Mal ein Zuschauer ausersehen, um zu testen, ob das Essen vergiftet ist. Aber alle Gäste überleben das Mahl und die Gänge sind alle sehr wohlschmeckend. Als dritten Gang gibt es eine “Feine Maronensuppe aus de gräflichen Wald serviert in eine Tässlein aus Teig“, der Hauptgang war dieses Mal ein Krustenbraten mit Weißkraut und Semmelknödeln und dem abschließenden „Mehlschmarrn mit Zwetschgenröster“ gehen die beiden mit eine Korb voll von verschiedenen Schnäpsen herum und jeder darf sich noch einen auswählen.

Das Essen selber ist mit Handgemachter Musik unterlegt, zwischen den Gängen gibt es dann ausführlicher Unterhaltungsblocks, sei es mit Musik, u.a. von Walter von der Vogelweide, Liedern zum Mitsingen, was in der angenehmen Atmosphäre jeder gerne macht oder den wundersamen Zaubergeschichten von Severinus, dem Jüngeren.
Nach gut 3,5 Stunden verlassen die Gäste heiter, gesättigt, verzaubert und ein bisschen gebildet das Mittelalter, um in die Hektik des Jetzt-Zeit zurück zu kehren.

Die nächsten Termine
Das nächste Mal kann man das Kurfürstliche Rittermal am 17. März, 7. April, 5. Mai, 6. Oktober, 18. November oder am 6. Dezember 2017 in Mainz erleben.
Wem Mainz zu weit ist, der kann die beiden Ausnahmekünstler am 11.2.2017 in Graz beim ‚Ballo di Casanova‘  (http://www.ilballodicasanova.at/) erleben, dann allerdings nicht mittelalterlich gekleidet, sondern im Rokoko-Stil werden sie für Musik und Unterhaltung sorgen.

Infobox

http://www.rittermahl-mainz.de/RITTER/Default.aspx
Preis pro Person 54.- €
Keine Abendkasse
http://www.proviant-magazin.de/

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